Der Kanon steckt voller Kontroversen
15.02.2015Bericht zur Fachtagung der katholischen Neutestamentlerinnen und Neutestamentler vom 9. bis 13. Februar 2015 in Würzburg

Rund 70 Exegetinnen und Exegeten aus ganz Mitteleuropa trafen sich in diesem Jahr zur turnusgemäßen Versammlung der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Neutestamentlerinnen und Neutestamentler im Kloster Himmelspforten in Würzburg. Thema der fünftägigen Konferenz war „Kontroverse Stimmen im Kanon“, die in Form von Vorträgen und Arbeitsgruppen zu einer Vielzahl intensiver und fruchtbarer Diskussionen führte. Dabei waren die unterschiedlichen Positionen des Matthäus und Paulus zum Gesetz ebenso ein Thema wie die Gegner in den Johannesbriefen oder die konkurrierenden Typen von Jüngerschaft im Johannesevangelium. In einem Band der Reihe "Quaestiones Disputatae" im Herder-Verlag werden die Ergebnisse der Tagung nachzulesen sein.
Ferner wurde auf der während der Woche stattfindenden Geschäftssitzung ein neuer Vorstand gewählt: Prof. Dr. Martin Ebner, Bonn, der seit 2011 Vorstand ist, übergibt die Leitung an Prof. Dr. Gerd Häfner, München, der von seinem Amt als zweiter Vorsitzender von Prof. Dr. Stefan Schreiber, Augsburg, abgelöst wird. Zugleich nahm die ca. 120 Mitglieder umfassende Arbeitsgemeinschaft sieben neue Mitglieder auf. Deutlich gestiegen ist auch der Frauenanteil, 15 % der Mitglieder sind inzwischen weiblich.
Gerahmt wurde das Programm durch einen Besuch der Augustinerkirche, in der sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Konzept der Kirche von Br. Peter Reinl erklären ließen. Im Anschluss daran waren Kontroversen musikalischer Art zu hören: Marco Netzbandt (Tasten) und Dirk Rumig (Bassklarinette und Saxophon) spielten Werke von Bach und eigene Kompositionen. Das traditionelle Treffen mit dem Ortsbischof Friedhelm Hofmann fand am Mittwochabend statt. Einen Einblick in kontroverse Stimmen der Literatur der Gegenwart vermittelte Erich Garhammer, Professor für Pastoraltheologie an der Universität Würzburg. Die Tagung wurde beschlossen von einem Besuch im Jüdischen Museum Shalom Europa unter fachkundiger Leitung des ehemaligen Würzburger Einleitungswissenschaftlers und Judaisten Prof. Dr. Dr. Karlheinz Müller.