Erfahrungsbericht zur Ägyptischen Revolution im GSiK-Seminar
06.06.2013Eindrücklich schilderte Frau Radwa Khaled ihre Erlebnisse während der Ägyptischen Revolution auf dem Seminar »Religion als Faktor in (inter-) nationalen politischen Konflikten«, das vom Lehrstuhl für Religionspädagogik (Prof. Dr. Dr. Ziebertz) am 24. und 25. Mai angeboten wurde.
»Du nimmst an einer Demonstration teil. Um Dich herum siehst Du nur Menschen. Plötzlich beginnen Leute auf uns einzuschlagen. Du kannst nicht erkennen, wer es ist, zu welcher Gruppe sie gehören. Sie tragen weder Uniform, noch Abzeichen.«
Sehr eindrücklich und persönlich schilderte Frau Radwa Khaled ihre Erlebnisse während der Ägyptischen Revolution den Studierenden des Seminars »Religion als Faktor in (inter-) nationalen politischen Konflikten«, das vom Lehrstuhl für Religionspädagogik (Prof. Dr. Dr. Ziebertz) am 24. und 25. Mai angeboten wurde. Es war ihr dabei ein besonderes Anliegen, die Komplexität der Situation in ihrem Heimatland zu verdeutlichen, die von der Berichterstattung deutscher Medien nicht immer eingeholt werde.
So zeichnete sie beispielsweise die Entwicklungen nach, die zur Mehrheit der Muslimbrüder im Parlament und zur Wahl Mursis als neuem Präsidenten Ägyptens geführt haben. Ihr Fazit: Es war zur wenig Zeit nach dem Sturz Mubaraks, sich politisch zu organisieren. Dadurch hatten bereits etablierte und organisierte Gruppen – wie etwa die Muslimbrüder – einen enormen Vorteil. Hinzu kam die hohe Zahl an Analphabeten sowie die Autorität religiöser Führer, die für die Information der Menschen vor Ort eine entscheidende Rolle spielten.
Ebenso wichtig war ihr, mit Stereotypen hinsichtlich des Islam zu brechen: »Muslime« seien keine geschlossene Gruppe, auch nicht in Ägypten. Die Gesellschaft und auch die religiösen Gruppierungen seien wesentlich differenzierter und pluraler, als es in den westlichen Medien wahrgenommen werde. Für Frau Khaled besteht hier auch eine sprachliche Differenz: »Arabisch ist eine sehr poetische, bilderreiche Sprache. Wenn jemand bei uns sagt ›Ich opfere meine Seele meiner Religion!‹, meint er damit nicht unbedingt, dass er ein Selbstmordattentäter werden möchte. Ordnet solche Aussagen nicht vorschnell in euer Denken ein.«
Frau Khaled studiert derzeit Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Frankfurt a. M. Sie möchte später zurück nach Ägypten und politische Bildungsarbeit leisten. Wir bedanken uns ganz herzlich bei ihr für ihren mehr als interessanten Vortrag und für die Einblicke, die sie uns ermöglicht hat.
(Text: Alexander Unser)