Exkursion der Kath.-Theol. Fakultät nach Rom
10.04.2014Bericht
Dank der großzügigen Unterstützung durch die Pädagogische Stiftung Cassianeum / Donauwörth, das Bistum Würzburg sowie durch Exkursionsmittel und Studienzuschüsse der Universität, die uns von den zuständigen Gremien unserer Fakultät zur Verfügung gestellt wurden, konnte vom 5.-13. März 2014 eine Exkursion nach Rom durchgeführt werden, deren Kosten sich für die 18 teilnehmenden Studierenden in erträglichen Grenzen hielten.
Die Exkursion, die von Frau Veronika Pohl und Herrn Dr. Notker Baumann geleitet wurde, stand unter dem Motto: "Kult(e) und Kultur(en). Erkundungsgänge in Rom". Vorbereitet wurde sie im WS 2013/14 durch zwei Hauptseminare in den Fächern Alte Kirchengeschichte, christliche Archäologie und Patrologie sowie Christliche Sozialwissenschaft, in denen sich die Teilnehmer/innen mit den thematischen Schwerpunkten der Exkursion, den Zeugnissen der heidnischen und frühchristlichen Antike in Rom und Umgebung sowie des Faschismus auseinandersetzen konnten.
Die Verbindung der beiden Themenkomplexe, die ein bunt gemischtes Programm generierte, mochte auf den einen oder die andere zunächst überraschend wirken, aber die Erfahrungen vor Ort lehrten, dass auf diese Weise tatsächlich die unterschiedlichsten Kulte und Kulturen vor Augen geführt, aber zugleich auch analoge Elemente in den jeweiligen Inszenierungen entdeckt werden konnten, wie z.B. das 'Zitat' des antiken Kolosseums im Stadtviertel E.U.R., das von den Faschisten in bewusster Anlehnung an das Imperium Romanum geplant und gebaut worden war – bezeichnender Weise hat man für diesen Monumentalbau bis heute keine praktische Verwendung finden können … Die Parallelen zwischen Antike und Moderne, die sich ohne Schwierigkeiten auch zum päpstlichen Rom hin ausziehen lassen, frappierten uns, auch wenn die ästhetischen und kontextuellen Unterschiede durch solche Wahrnehmungen natürlich nicht nivelliert wurden.
Dank der Vertrautheit mit den örtlichen Gegebenheiten und Institutionen hatten Frau Pohl und Herr Baumann die Exkursion excellent konzipiert und organisiert: Sie führte uns u.a. zu Stätten, die für die christliche Archäologie von hoher Bedeutung sind – etwa nach Santa Sabina auf dem Aventin, wo wir am Aschermittwoch die Stationsliturgie mit Papst Franziskus feiern konnten. Santa Sabina kann als 'Modell'-Basilika aus dem 5. Jh. gelten, die u.a. eine (restaurierte) geschnitzte Holztüre mit der ältesten figürlichen Darstellung der Kreuzigung Christi zu bieten hat. Ein interessantes Ziel war auch die Kirche Santa Maria Antiqua, die nur mit einer Sondergenehmigung zugänglich ist – es handelt sich um die älteste Kirche auf dem Forum, dem traditionsreichsten Platz des heidnischen Roms, die erst im 6. Jh. (Ostgotenzeit) durch Umwidmung eines älteren Gebäudes für Gottesdienste genutzt werden konnte, während die konstantinischen Basiliken des 4. Jh.s (Lateran, St. Peter) noch am Stadtrand gebaut werden mussten. Ebenfalls erhellend war die Führung durch die Ausgrabungen unter dem Petersdom, die uns eine realistische Vorstellung von der ursprünglichen Lage des Petrusgrabes am Nordabhang des neronischen Circus, von der Notwendigkeit der Kennzeichnung durch eine Aedikula, als im 2. Jh. hier römische Mausoleen errichtet wurden, und seiner mehrmaligen Überbauung vermittelte. Auch die historischen Umstände, die ab 313 zur Errichtung der Lateranbasilika führten, nämlich die Zerstörung einer Kaserne der Equites singulares des Konstantingegners Maxentius, konnten wir bei einem Erkundungsgang unter die Basilika studieren. Ausflüge zu den Ausgrabungen von Ostia antiqua sowie zur Villa d'Este von Tivoli und der Hadriansvilla rundeten das Programm ab.
Zu den "Kulten und Kulturen", denen wir uns widmen konnten, gehörte außerdem die Welt der Medien und der patristischen Wissenschaft (wir erhielten Einblick in die Arbeit von Radio Vatikan und des Patristischen Instituts Augustinianum), aber nicht zuletzt auch die italienische Küche, die uns mit all ihren Köstlichkeiten (z.B. im Regno del Tiramisu) verwöhnte – ein Höhepunkt war das lukullische Menü in den Antiche Terme di Diana in Tivoli, die als Gaststätte genutzt werden dürfen, zu einem schier unglaublichen Sonderpreis … Und für etliche von uns war am Ende unserer Exkursion auch der abendliche Limoncello "Kult" geworden.
Die Rückmeldung der Studierenden bei den Reflexionsrunden vor Ort und in der Evaluation bestätigte den großen Erfolg der Exkursion eindrucksvoll. Zu danken ist er vor allem denjenigen, die das Wagnis und die Mühen der Organisation auf sich genommen haben: Herrn Dr. Notker Baumann und Frau Veronika Pohl. Während der Exkursion hatten sie nicht nur den Erkenntnisgewinn der Gruppe, sondern stets auch deren Wohlergehen (Pausen, Freiräume, Gelegenheit zum Einkauf von Lebensmitteln und Getränken, Fahrgelegenheiten usf.) im Blick. Einen wichtigen Beitrag leisteten die Teilnehmer/innen selbst, die ihre erworbenen Kompetenzen vor Ort souverän zur Geltung brachten – bis hin zu echten wissenschaftlichen Disputen, wenn ein Thema aus verschiedenen Blickwinkeln vorbereitet worden war. Besonderer Dank gebührt auch den Geldgebern, die die Finanzierung möglich machten, sowie im Hintergrund Frau Manuela Schießer vom Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Altertums, die sich durch den Dschungel der Abrechnungsvorschriften arbeitete, und Herrn Michael Bußer, der zuletzt die technische Seite der Evaluation betreute.
Die Exkursion war sicherlich ein Höhepunkt des akademischen Jahres.
Verfasser: Prof. Dr. Franz Dünzl