Pressemitteilung
04.06.2013Dekan Prof. Dr. Franz Dünzl dankt Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand für dessen klare Stellungnahme zu den Vorkommnissen im Priesterseminar Würzburg
Mit Nachdruck hat der Dekan der Kath.-Theologischen Fakultät, Prof. Dr. Franz Dünzl, in einem Schreiben vom 3. Juni 2013 dem Generalvikar der Diözese Würzburg für dessen entschiedene Stellungnahme gedankt, nachdem Vorwürfe gegen einige Studenten des Priesterseminars wegen judenfeindlicher und rechtsradikaler Tendenzen laut geworden waren. Zur Prüfung dieser Vorwürfe hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann eine externe Kommission eingesetzt.
Die Position der Kath.-Theologischen Fakultät beschreibt Dekan Dünzl wie folgt: "Wir sind überzeugt, dass niemand, der sich zu rechtsradikalem Gedankengut bekennt, antijüdische und ausländerfeindliche Ansichten propagiert, Minderheiten diskriminiert, die Verbrechen der Nazis verharmlost oder den Holocaust leugnet, für einen Dienst oder ein Amt in der Kirche geeignet ist. Das trifft im Übrigen für alle in Frage kommenden Berufsgruppen (künftige pastorale Mitarbeiter/innen, Priesteramtskandidaten, Religionslehrer/innen, Professor/inn/en, Assistent/inn/en usw.) ohne Unterschied zu."
Der Brief des Dekans Prof. Dr. Franz Dünzl an Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand im Wortlaut:
"Sehr geehrter Herr Generalvikar Dr. Hillenbrand!
Im Namen der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg danke ich Ihnen mit Nachdruck für Ihre klare und entschiedene Stellungnahme, nachdem Vorwürfe gegen einige Studenten des Priesterseminars in Würzburg wegen judenfeindlicher und rechtsradikaler Tendenzen laut geworden waren. Es ist zwar noch nicht gänzlich geklärt, in welchem Ausmaß die Vorwürfe zutreffen, aber aus der Luft gegriffen sind sie nach den bisherigen Berichten aus dem Priesterseminar nicht. Dass Bischof Dr. Friedhelm Hofmann eine externe Kommission zur Prüfung der Vorwürfe eingesetzt hat, begrüßen wir.
Es war und bleibt in dieser Situation vordringlich, dass die Verantwortlichen unzweideutig Position beziehen und die Ablehnung aller antijüdischen und rechtsradikalen Tendenzen durch die Kath. Kirche öffentlich bekräftigen.
Als Generalvikar der Diözese Würzburg haben Sie dies in Ihrem (inzwischen veröffentlichten) Brief vom 22. Mai 2013 an den Regens des Priesterseminars in eindrucksvoller Weise getan.
Die Kath.-Theol. Fakultät teilt Ihre Einschätzung, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten durch despektierliche Äußerungen gegenüber dem jüdischen Volk nicht verharmlost und bagatellisiert werden dürfen, dass der Respekt gegenüber dem jüdischen Volk und generell Sensibilität im Verhältnis zu anderen Religionen zu den Voraussetzungen für den Priesterberuf gehören und dass hierbei auch die Glaubwürdigkeit der Priesterausbildung in der Kath. Kirche insgesamt auf dem Prüfstand steht, auch wenn die erhobenen Vorwürfe nicht generalisiert werden dürfen.
Wir sind überzeugt, dass niemand, der sich zu rechtsradikalem Gedankengut bekennt, antijüdische und ausländerfeindliche Ansichten propagiert, Minderheiten diskriminiert, die Verbrechen der Nazis verharmlost oder den Holocaust leugnet, für einen Dienst oder ein Amt in der Kirche geeignet ist. Das trifft im Übrigen für alle in Frage kommenden Berufsgruppen (künftige pastorale Mitarbeiter/innen, Priesteramtskandidaten, Religionslehrer/innen, Professor/inn/en, Assistent/inn/en usw.) ohne Unterschied zu.
Es geht unserer Einschätzung nach auch nicht allein um die "Entgleisung" einzelner Studenten, es steht vielmehr grundsätzlich die Anerkennung, Rezeption und Umsetzung des II. Vatikanischen Konzils – hier konkret: der Erklärung Nostra Aetate über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen – in der Kath. Kirche auf dem Spiel.
Unsere Fakultät bemüht sich in Forschung und Lehre kontinuierlich darum, die Errungenschaften des Konzils (die gerade bei der Neubestimmung des Verhältnisses zum Judentum gegen erhebliche Widerstände durchgesetzt werden mussten) zu bewahren und weiterzuvermitteln. Ich darf an die Ringvorlesung der Fakultät im WS 2008/09 erinnern, die sich 70 Jahre nach der Reichspogromnacht mit der Frage auseinandersetzte, ob das jüdisch-christliche Gespräch erneut in die Krise geraten sei, nachdem Papst Benedikt XVI. für den außerordentlichen (tridentinischen) Messritus eine neue Karfreitagsfürbitte "Pro Iudaeis" formuliert hatte, die für erhebliche Irritationen sorgte. Ich darf auch darauf hinweisen, dass – nicht zuletzt mit Unterstützung der Diözese Würzburg – im Jahr 2012 eine Professur für Missionswissenschaft und Dialog der Religionen eingerichtet wurde, deren besonderes Anliegen es ist, Toleranz und Verständnis der Studierenden für andere Kulturen, Traditionen und Religionen zu fördern.
Dass solche Bemühungen weiterhin notwendig sind, zeigt die entstandene Unruhe in Würzburg sehr deutlich.
Gerne sind wir bereit, uns in der kommenden Zeit an einer vertieften Diskussion über die aufgeworfenen Probleme zu beteiligen."
gez. Prof. Dr. Franz Dünzl
Würzburg, 3. Juni 2013