Intern
Katholisch-Theologische Fakultät

Präsentation von Prof. Dr. Garhammers neuem Buch "Bildmontagen. Die Apokalypse in der Bibel und in den Künsten"

17.12.2012

Mit einem musikalich gerahmten Vortrag und anschließender Kirchenführung präsentierte der Würzburger Lehrstuhlinhaber für Pastoraltheologie sein neues Buch am 11. Dezmeber in der Augustinerkirche

 

Vortrag zur Buchpräsentation „Bildmontagen. Die Apokalypse in der Bibel und in den Künsten“ am 11.12.12 von Prof. Dr. Erich Garhammer

 

 Meine sehr verehrten Damen und Herren,

 

 „habent sua fata libelli“ – Bücher haben ihr eigenes Schicksal. Oft wird dieses Wort bei Buchpräsentationen zitiert. Es ist allerdings ein kupiertes, ein beschnittenes Zitat. Es heißt in voller Länge: „Pro captu lectoris habent sua fata libelli“. Angesichts des Fassungsvermögens, oder wir könnten besser sagen: der Rezeption der Leserinnen und Leser, haben Bücher ihr eigenes Schicksal. Ich hoffe, dass das Buch „Bildmontagen“ eine interessante und eine viel­fältige Rezeption erfahren wird.

 

Ich möchte einige Sätze zum Einstehungshintergrund des Buches sagen: Das Bistum Würz­burg hat vor einigen Jahren ein Jahr der Apokalypse veranstaltet unter dem Titel „Endspiele“. Daran hat sich auch die Katholisch-Theologische Fakultät beteiligt mit einer Ringvorlesung, die auf Universitäts­ebene stattgefunden hat.

Beitragende an dieser Ringvorlesung waren

Professor Bernd Heininger vom Neuen Testament zum Thema Johannes-Apokalypse und römischer Kaiserkult

Professor Ulrich Konrad von der Musikwissenschaft: Musikalische Annäherungen an die Offenbarung des Johannes

und Dr. Thomas Schauerte, der Leiter der Grafischen Sammlung und des Dürerhauses in Nürnberg zum Thema Albrecht Dürer und die Apokalypse.

 

Aus dieser Ringvorlesung ist das Buch „Bildmontagen“ hervorgegangen. Ich selber habe einen Aufsatz bei­gesteuert zum Thema  „Apokalypse in der der modernen Literatur“ und dabei herausgear­beitet, dass die moderne Literatur nur eine Rezeption der kupierten Apokalypse kennt: Also die Apokalypse mutiert zu einem Katastrophen-Szenario, das neue Jerusalem kommt nicht mehr vor. Als einziges Gegenbeispiel konnte ich eine Erzählung von Max Frisch „Der Mensch erscheint im Holozän“ ausgraben und interpretieren. In dieser Erzählung geht es darum, dass heftige Regenfälle einsetzen im Onsernonetal im Tessin, dort wo Max Frisch gelebt hat. Max Frisch beschreibt diese Situation als eine persönliche Apokalypse der Hauptperson, des Herrn Geiser. Alle seine Außenkontakte brechen ab, ein Zustand der Ver­wirrung setzt ein, er beginnt die Bücher, die er zur Verfügung hat auszuschneiden und an die Wand zu kleben und sich daraus ein eigenes Weltbild zu zimmern, um sich darin sicher zu fühlen.

 

Nichts anderes tut übrigens der Apo­kalyptiker Johannes: Angesichts einer dramatischen Verfolgungssituation schnipselt er Texte aus dem Alten Testament heraus und fügt sie wieder zusammen. Es entsteht ein ganz neuer Text, ein neues Genus, das der Bochumer Alttestamentler Jürgen Ebach „Authenti-Zitat“ genannt hat: Also die eigene  Situation mit Zitaten aus der Tradition zu beschreiben, das ist die Authentizität dieses Textes.

Die Erzäh­lung von Max Frisch endet in einer idyllischen Naturbeschreibung. Als diese Erzählung in der der letzten Spielzeit am Thalia-Theater in Hamburg dramatisiert und inszeniert wurde, hat man diesen Schluss der Idylle weg gelassen. Ich habe den Regisseur daraufhin angesprochen und er meinte nur lakonisch: Diese Naturbeschreibung verstehe in Hamburg niemand, sie sei zu sehr auf die Idylle des Tessin gemünzt.

Wird vielleicht auch der Schluss der Apokalypse des Johannes, das neue Jerusalem häufig weg gelassen, weil wir seine Bilder nicht mehr verstehen? So wie die Hamburger die Natur im Tessin?

 

Umso bemerkenswerter ist es, dass ein aktueller Kirchenumbau das 21. Kapitel der Johannes-Apoka­lypse neu visualisiert hat: die Augustinerkirche, in der wir uns befinden. Alle Kostbarkeiten des neuen Jerusalem gehören allen Menschen, nicht mehr ausschließlich den Reichen. Das Meer als Symbol des Handels und der Konkurrenz gibt es nicht mehr. Und so gehört auch diese umgebaute Kirche der Augustiner allen, die sie würdigen können und ihre Würde daraus beziehen. Es gibt keinen Statusplatz mehr, auch nicht für den Zelebranten. Einzig das Kreuz hat einen hervor­gehobenen Platz. Und so ist diese Kirche eine ganz eigene Rezeption der Johannes-Apoka­lypse geworden – eine ganz eigene „Bildmontage“. Über das Konzept der Renovierung wird Br. Peter im Gespräch mit Bernhard Spielberg berichten. Sie werden uns den Umbau der Kirche erschließen. Dieses Gespräch finden Sie auch im Buch abgedruckt.

 

Ich möchte mich bei allen Beteiligten bedanken, dass diese Präsentation heute stattfinden kann:

  • beim Verlag Schnell und Steiner, vor allem beim Leiter Dr. Albrecht Weiland,
  • beim Augustinerkloster, vor allem bei Prior Peter Reinl,
  • den Mitautoren des Buches und
  • beim Organisten  Hans – Bernhard Ruß.

 

Von ihm hören wir zwei Stücke von Olivier Messiaen

  • „Le Verbe“, das er am Anfang gespielt hat  und jetzt folgt das
  • „Puer natus est nobis“.

 

Selbstverständlich können Sie das Buch erwerben beim anschließenden Empfang im Kreuzgang. „Habent sua fata libelli“: ich wünsche dem Buch heute abend das Fatum, dass es viele Käufer findet.

 

 

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