Zukunft der Würzburger Missionswissenschaft langfristig gesichert
15.06.2010Stiftungsvertrag unterzeichnet
Zwei Stifter, dazu das Bistum und die Universität Würzburg haben es gemeinsam möglich gemacht: In den kommenden elf Jahren wird es an der Universität eine Stiftungsprofessur „Missionswissenschaft und Dialog der Religionen“ an der Katholisch-Theologischen Fakultät geben. Jetzt haben die Beteiligten die entsprechenden Verträge unterzeichnet.
„Ein wichtiges und schönes Ereignis für die Universität Würzburg“ – „Ein denkwürdiger Tag für die Fakultät“ – „Eine ungewöhnliche Entscheidung für das Bistum“ – „Vorbildhaftes Handeln für die Uni“: Dass dieser Vertrag kein gewöhnlicher ist, betonten sämtliche Redner, die sich am 15. Juni im Senatssaal der Uni Würzburg eingefunden hatten, um dort den Vertrag über die Stiftungsprofessur „Missionswissenschaft und Dialog der Religionen“ zu unterzeichnen. Eine vergleichbare missionswissenschaftliche Einrichtung findet sich in Deutschland nur noch an der Universität Münster.
Beispielhafte Kooperation
Vier Einrichtungen finanzieren die Professur in den nächsten elf Jahren. Die ersten fünf Jahre sichern die Stiftung Promotio Humana und das Internationale Katholische Hilfswerk Missio, dann ist für drei Jahre Universität Würzburg an der Reihe, gefolgt vom Bistum Würzburg für drei weitere Jahre. Danach werde von allen vier Partnern die Weiterführung «nachhaltig angestrebt», heißt es in dem Vertragstext.
„Eine beispielhafte Zusammenarbeit“, findet Unipräsident Alfred Forchel. Gerade in Zeiten knapper Finanzmittel sei es häufig nur dann möglich, solche Projekte zu realisieren, wenn viele Beteiligte gemeinsam Prioritäten setzen.
Wachsende Bedeutung des interreligiösen Dialogs
Der interreligiöse und interkulturelle Dialog spielt angesichts der vielfältigen Herausforderungen im Umgang der Religionen und Kulturen miteinander eine zunehmend wichtige Rolle. Auf diesem Gebiet soll die missionswissenschaftliche Professur arbeiten. Daneben soll sich der künftige Inhaber der Professur um Fragen nach dem heutigen Verständnis von Mission und Evangelisierung inner- und weltkirchlich kümmern und wichtige Impulse für deren Entwicklung geben.
Die Professur übernimmt Aufgaben in Forschung und Lehre. Das Fach „Missionswissenschaft“ ist den übrigen theologischen Fächern an der Universität Würzburg gleichgestellt; es ist Bestandteil der neuen modularisierten Studiengänge. Sein Angebot richtet sich nicht nur an Theologiestudierende, sondern auch an Studierende anderer Fachrichtungen. Auch die Ausbildung künftiger Religionslehrer, Priester und Pastoralreferenten soll davon profitieren und den Absolventen Kompetenzen in interkulturellen und interreligiösen Fragen ermöglichen.
Stärkung der Würzburger Theologie
„Wir wollen damit unsere Arbeit auf ein wissenschaftliches Fundament stellen“, begründete Eric Englert, Präsident von Missio München, das Engagement seiner Einrichtung. Außerdem erhofft sich Englert eine stärkere Präsenz des Themas in der Öffentlichkeit.
„Damit geben wir der Katholisch-Theologischen Fakultät einen wichtigen Impuls“, sagte Walter Eykmann, Honorarprofessor an der Uni Würzburg und Präsident des zweiten Geldgebers, der Stiftung Promotio Humana. Die Fakultät sei damit aufgefordert, für den Dialog der Religionen den Kontakt zu weiteren Institutionen zu suchen.
Als „ungewöhnlich“ bezeichnete Bischof Friedhelm Hofmann das Engagement des Bistums Würzburg. Es sei jedoch wichtig „im Hinblick auf das, was wir erreichen wollen.“ Wie Hofmann betonte, gebe der Vertrag ein wichtiges Signal, die Katholisch-Theologische Fakultät im bayern- und deutschlandweiten Kontext zu stärken und zu profilieren.
Mehr als 80jährige Tradition der Würzburger Missionswissenschaft wird fortgesetzt
Momentan ist die Professur noch nicht besetzt; spätestens im Sommersemester 2011 soll der künftige Stelleninhaber jedoch die Arbeit aufnehmen. Seine Berufung erfolgt in enger Abstimmung mit den Stiftern, die auch im Berufungsausschuss vertreten sein werden.
Mit der Errichtung des Stiftungslehrstuhls wird die missionswissenschaftliche Tradition an der Universität Würzburg zumindest in den kommenden elf Jahren weitergeführt. Sie reicht bis in das Jahr 1924 zurück, als erstmals in Würzburg missionswissenschaftliche Vorlesungen angeboten wurden. Der erste
Honorarprofessor kam 1928. Seit 1962 gab es für Missionswissenschaft einen ordentlichen Lehrstuhl.
Dass nach diesen elf Jahren jedoch nicht Schluss ist, haben alle Vertragsunterzeichner betont. Sie wollen die Zeit auch dafür nutzen, um an einer Verstetigung zu arbeiten.
(Text: Gunnar Bartsch/Claudio Ettl)
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Bildnachweis:
Bild 1: Anstoßen auf den Vertrag für die Stiftungsprofessur "Missionswissenschaft und Dialog der Religionen" (v.l.): Domkapitular Günter Putz, Professor Erich Garhammer, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, Generalvikar Karl Hillenbrand, Bischof Friedhelm Hofmann, Unipräsident Alfred Forchel, Professor Walter Eykmann und Pater Eric Englert. (Foto: Gunnar Bartsch)
Bild 2: Bei der Vertragsunterzeichnung (v.l.): Bischof Friedhelm Hofmann, Unipräsident Alfred Forchel, Professor Walter Eykmann, Pater Eric Englert (Foto: Markus Hauck/POW)
Bild 3: Bei der Vertragsunterzeichnung (v.l.): Generalvikar Karl Hillenbrand, Bischof Friedhelm Hofmann, Unipräsident Alfred Forchel, Professor Walter Eykmann, Pater Eric Englert (Foto: Markus Hauck/POW)