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Lehrstuhl für Altes Testament und biblisch-orientalische Sprachen

DFG-Projekt: Selbstorganisation und horizontale Bindungskräfte: Lokale Autoritäten im antiken Judentum vom 6. Jahrhundert v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr.

DFG-Projekt Selbstorganisierung und horizontale Bindungskräfte: Lokale Autoritäten im antiken Judentum vom 6. Jahrhundert v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr.

Projekt im Rahmen von PAK 1066: Lokalität und Gesellschaft - Horizontale Bindungskräfte in der Antike

Leitung: Prof. Dr. Barbara Schmitz

Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: Mag.a Anna Kontriner M.A. & Isabel Virgolini M.A.

Seit 1. Oktober 2023 wird am Lehrstuhl für Altes Testament und biblisch-orientalische Sprachen der Universität Würzburg ein neues DFG-Projekt durchgeführt: Selbstorganisierung und horizontale Bindungskräfte: Lokale Autoritäten im antiken Judentum vom 6. Jahrhundert v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr. Dieses ist Teil des interdisziplinären Projektpakets Lokalität und Gesellschaft: horizontale Bindungskräfte in der Antike und entsteht in Zusammenarbeit von Prof. Rene Pfeilschifter (Alte Geschichte), Prof. Barbara Schmitz (Altes Testament) und Prof. Jan Stenger (Klassische Philologie). Im Rahmen der Projekte werden selbstregelnde Gruppen in antiken Gesellschaften zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Regionen in den Blick genommen.

Zwei Einzelfallstudien sind dem Fach Altes Testament zugeordnet und werden von Prof. Barbara Schmitz betreut. Dabei liegt der Fokus auf lokalen Autoritäten im antiken Judentum zwischen dem Verlust der Eigenstaatlichkeit (um 600 v. Chr.) und dem ersten Jahrhundert n. Chr.

Isabel Ana Virgolini wählt mit ihrem Dissertationsvorhaben „Local Authorities and Horizontal Binding Forces in the Second Temple Period. Case Studies on the Social Structures in Judean Communities“ ("Lokale Autoritäten und horizontale Bindekräfte in der Zeit des Zweiten Tempels. Fallstudien zur Sozialstruktur judäischer Gemeinden") eine historiographische Betrachtungsperspektive. Anhand von alttestamentlichen und außerbiblischen Quellen mit historischem Anspruch sollen Instanzen lokaler Selbstregelung in antiken judäischen Gemeinden rekonstruiert werden. Hierzu bietet sich die Analyse konkreter „Diaspora“-Gemeinden – wie in etwa Elephantine, Herakleopolis und Alexandria – an, damit sowohl in Diachronie als auch in Synchronie Varietät aufgezeigt werden kann. Auf diachroner Ebene werden drei Zeitbögen eröffnet: persische, hellenistische und römische Zeit. Ägypten als gemeinsamer geographischer Bezugspunkt kann das Reflektieren der Ergebnisse hinsichtlich der Entwicklung von Instanzen lokaler Selbstregelung möglich machen. Auf synchroner Ebene werden die soziale Organisation der jeweiligen Gemeinden vor Ort sowie die Funktion von lokalen Autoritäten beleuchtet. Schließlich soll untersucht werden, inwiefern Zeugnisse lokaler Selbstregelung aus den alttestamentlichen Schriften mit den Ergebnissen der Fallstudien in Korrelation stehen.

Anna Kontriner erarbeitet im Rahmen des DFG-Projekts eine Dissertation mit narratologischem Schwerpunkt zum Thema „Reflexionen und Fiktionen der Selbstorganisierung. Narratologische Studien zur Darstellung lokaler gesellschaftlicher Strukturen in deutero- und außerkanonischen Erzählungen“. Ziel ist es, erzählende Darstellung oder implizit vorausgesetzte Konzepte von lokaler Selbstorganisierung in den ausgewählten Texten herauszuarbeiten. Dabei wird einerseits darauf eingegangen, wie bestimmte gesellschaftliche Gruppen bzw. Akteur:innen der Erzählungen durch ihr Handeln, ihre Aussagen oder die Funktionen, die ihnen zugeschrieben werden, die lokalen Strukturen des Zusammenlebens prägen und beeinflussen. Andererseits wird thematisiert, inwiefern in den bearbeiteten Erzählungen bestimmte gesellschaftliche Bedingungen vorausgesetzt sind, ohne dass sie explizit gemacht oder auserzählt werden. Dabei geht es nicht primär darum, Rückschlüsse auf historische Gegebenheiten zu ziehen, sondern vielmehr darum, die Darstellung gesellschaftlicher Gegebenheiten in erzählenden, fiktionalen Texten zu verdeutlichen und aufzuzeigen, wie damit kulturelle Narrative, Selbst- und Fremdbilder sowie (kritische) Reflexionen zum Ausdruck kommen.

 

DFG Project Self-Organisation and Horizontal Binding Forces: Local Authorities in Ancient Judaism from the 6th Century BC to the 1st Century AD.

PI: Prof. Dr. Barbara Schmitz

Doctoral Researchers: Anna Kontriner & Isabel Virgolini

Since October 1, 2023, a new DFG project is being carried out at the Chair of Old Testament and Biblical-Oriental Languages at the University of Würzburg: Self-Organisation and Horizontal Binding Forces: Local Authorities in Ancient Judaism from the 6th Century B.C. to the 1st Century A.D. This is part of the interdisciplinary project package Locality and Society: Horizontal Binding Forces in Antiquity  in collaboration by Prof. Rene Pfeilschifter (Ancient History), Prof. Barbara Schmitz (Old Testament) and Prof. Jan Stenger (Classical Philology). The projects will focus on self-governing groups in ancient societies at different times and in different regions.

Two case studies are assigned to the field of Old Testament Studies and are supervised by Prof. Barbara Schmitz. The focus is on local authorities in ancient Judaism between the loss of statehood (around 600 BC) and the first century AD.

With her dissertation project "Local Authorities and Horizontal Binding Forces in the Second Temple Period. Case Studies on the Social Structures in Judean Communities", Isabel Ana Virgolini chooses a historiographical perspective. Old Testament texts and non-biblical sources are used to reconstruct instances of local self-regulation in ancient Judean communities. For this purpose, the analysis of specific "diaspora" communities such as Elephantine, Herakleopolis, and Alexandria is suitable, in order to demonstrate variety both diachronically and synchronically. Concerning diachrony, three time periods are considered: Persian, Hellenistic, and Roman times. Egypt, as a common geographical reference point, can facilitate the reflection on the results regarding the development of instances of local self-regulation. On a synchronic level, the social organization of the respective local communities and the function of local authorities are examined. Finally, the objective is to investigate the correlation between evidence of local self-regulation found in the Old Testament scriptures and the results of the case studies.

Anna Kontriner is working on a dissertation with a narratological focus on the topic "Reflexionen und Fiktionen der Selbstorganisierung. Narratologische Studien zur Darstellung lokaler gesellschaftlicher Strukturen in deutero- und außerkanonischen Erzählungen" ("Reflections and Fictions of Self-Organization. Narratological Studies on the Representation of Local Societal Structures in Deutero- and Extra-Canonical Narratives"). The goal is to identify narrative representations or implicitly assumed concepts of local self-organization in the selected texts. On the one hand, the analysis focuses on how certain societal groups or actors within the narratives shape and influence the local structures of communal living through their actions, statements, or functions. On the other hand, the dissertation discusses to what extent certain societal conditions are assumed in the narratives without being explicitly stated or narrated. The primary aim is not to draw conclusions about historical realities, but rather to clarify the representation of societal circumstances in narrative fictional texts and to demonstrate how cultural narratives, self-perceptions, external perceptions, and (critical) reflections are expressed within them.