Kapitel 3: Die Wortfügungsebene
Wortverbindungen1 sind in der Datenbank als Klammerstrukturen abgelegt. Für das Beispiel oben auf Seite 3, die Koordinationsverbindung אֵת הַשָּׁמַיִם וְאֵת הָאָרֶץ, ergibt sich folgendes Bild:
Zuerst erfolgt die Stellenangabe mit Buch, Kapitel, Vers, Satzzählung nach BHt (hier gelb), ferner durch Punkt abgesetzt, Fragment2 (hier violett). Die beiden Zahlen in Klammern bestimmen das präzise Intervall in dem die Wortverbindung steht (hier grün). In dem betreffenden Satz Gen 1,1PR wird so gezählt:
(0) barā(ʾ) (1) ʾïlō*hīm (2) ʾȧt (3) ha (4) šamaym (5) w˙ (6) ʾȧt (7) ha (8) ʾarṣ (9)
Die eigentliche Wortverbindung (hier türkis) wird durch Bezeichnungen der Verbindungstypen sowie der Wortarten in Großbuchstaben mit Zitat der Tokens (in kodierter Form zwichen Anführungszeichen) dargestellt. Diese Klammerstruktur wird dann als Syntaxbaum angezeigt:
Folgende Besonderheiten sind zu berücksichtigen:
- Koordinationen der Art X w.=Y werden, wie das Beispiel zeigt, nach dem Muster (KOORDV (X) (KONJS ((KONJ w·) (Y))) beschrieben, entsprechend bei komplexeren Strukturen, etwa in der viergliedrigen Struktur Gen 36,13:
- Zu beachten ist der Wechsel von Wortarten: So kann zum Beispiel ein primäres Substantiv, aber auch eine primäre Negation auf der Ebene der Wortfügung zur Präposition werden: etwa ʿibr in b˙=ʿibr ha=YRDN „jenseits des Jordan“ (Gen 50,10) oder lō(ʾ) in b˙ = lō(ʾ) mišpaṭ „ohne Recht“ (Jer 22,13). In beiden Fällen resultiert eine Präpositionskombination:
- Eine Besonderheit bei Richter ist die von ihm sogenannte Annexionsverbindung (ANNV), die von den traditionellen Grammatikern als Spezialfall einer Constructus- oder Appositionsverbindung gesehen wird. Ein Adjektiv oder ein Partizip bilden das Leitwort und bringen ihre Fügungspotenz zum Tragen. Hier ein Beispiel mit Adjektiven im Status absolutus (ANNV/ABS/ in Dtn 7,1), von denen ein Komparativ (Präpositionsalverbindung mit min) abhängt und ein anderes mit Partizip im Status constructus (ANNV/CS/ in Jos 3,15) mit Objekt-Bezug zum Rectum.
- Auf den ersten Blick ungewöhnlich wirken ferner die Infinitivkonstruktionen, die konsequent als (teilweise sehr umfangreiche) Wortverbindungen dargestellt werden. Obwohl satzhafte Konstruktionen mit Syntagmen je nach Verbvalenz (im folgenden Beispiel aus Jos 6,5 mit Subjekt und Objekt) handelt es sich auf der Oberfläche um komplexe Wortverbindungen.
- Noch nicht zufriedenstellend integriert in die Darstellung der Wortfügungsebene sind Satzgliedteilsätze also Relativ- und Attributssätze. Solche Sätze entsprechen einem Nomen Rectum in der CSV, dem Appositum einer APPV bzw. Attribut einer ATTV. So wird in Gen 1,1P3a lediglich eine einfache PV abgelegt.
Eigentlich müsste statt SUB hier CSV aus SUB plus stehen. Auf der Satzebene sind die respektiven Strukturen jedoch verzeichnet.
Abkürzungen
1) Bezeichnungen der Tokens
ABTPTK | Abtönungspartikel |
ADJ | Adjektiv |
ADV | Adverb |
ATK | Artikel |
DEIKT | Deiktikon |
DPRON | Demonstrativpronomen |
DW/CSV | Doppelwort (CsV-Kompositum, wie in שֶׁנְהַבִּים) |
EPP | enklitisches Personalpronomen |
EXPTK | Existenz-Partikel |
FRADV | Frageadverb |
FRAKT | Fraktalzahl |
FRPRON | Fragepronomen |
FRPTK | Frage-Partikel |
GN | Göttername |
GRADW | Gradwort |
HW/1/ | Halbwort (Vorderteil)3 |
HW/2/ | Halbwort (Hinterteil) |
IAB | Infinitivus absolutus |
ICS | Infinitivus constructus |
IMP | Imperativ |
INTJ | Interjektion |
IPRON | Indefinitpronomen |
KARD | Kardinalzahl |
KN | Kollektivname |
KONJ | Konjunktion |
MOD | Modalwort |
NEG | Negationspartikel |
ON | Ortsname |
ORD | Ordinalzahl |
PK | Präfixkonjugation |
PKK | Präfixkonjugation-Kurzform |
PKL | Präfixkonjugation-Langform |
PN | Personenname |
PRAEP | Präposition |
PTZ | Partizip |
SDK | Satz-Deiktikon |
SK | Suffixkonjugation |
SPP | selbständiges Personalpronomen |
SUB | Substantiv |
VADJ | Verbaladjektiv |
2) Bezeichnungen der Wortverbindungen
ABSV | Absolutusverbindung z.B.אָכֹל תֹּאכֵל (Gen 2,16) |
ABTV | Abtönungsverbindung z.B. in מַה־זֹּאת עָשִׂית (Gen 3,13) |
ADVV | Adverbverbindung z.B. inוְהַמַּיִם גָּבְרוּ מְאֹד מְאֹד עַל־הָאָרֶץ (Gen 7,19) |
ANNV/ABS/ | Annexionsverbindung mit Nomen rectum im Status absolutus z.B. in הַיֹּצְאִים מִן־הַתֵּבָה (Gen 9,18 mit יֹּצְאִים St. abs.) |
ANNV/CS/ | Annexionsverbindung mit Nomen rectum im Status constructus z.B. in וִהְיִיתֶם כֵּאלֹהִים יֹדְעֵי טוֹב וָרָע (Gen 3,5) mit יֹדְעֵי im St. cstr.) |
APPV | Appositionsverbindung |
APPV/CSV | Appositionsverbindung mit CSV-Semantik z.B. הָאֵל בֵּית־אֵל (Gen 31,13) |
ATKV | Artikelverbindung |
ATTV | Attributivverbindung |
ATTV/-DET/ | Attributivverbindung mit Inkongruenz bezüglich Determination z.B. in עַל גְּבָעוֹת הַגְּבֹהוֹת (Jer 17,2) |
CSV | Constructusverbindung |
CSV/APPV | Constructusverbindung mit APPV-Semantik z.B. בְּתוּלַת בַּת־צִידוֹן (Jes 23,12) |
CSV/ATTV | Constructusverbindung mit ATTV-Semantik z.B. עֵד אֱמֶת וְנֶאֱמָן (Jer 42,5) |
DW/CSV | "Doppelwort" (Kompositum) als Constructusverbindung z.B. שֶׁנְהַבִּים (1Kön 10,22) |
KONJK | Konjunktionskombination,4 z.B. עַל־כֵּן (Gen 2,24) |
KONJS | Konjunktionssyndese (Konjunktion plus beliebiges Wort bzw. Wortverbindung im Rahmen einer Koordinationsverbindung) z.B. in אֵת הַשָּׁמַיִם וְאֵת הָאָרֶץ (Gen 1,1) |
KONJV | Konjunktionsverbindung Spezialfall einer Konjunktionssyndese im Rahmen der Verbformation wayyiqṭol z.B. וַיֹּאמֶר (Gen 1,3) |
KOORDV | Koordinationsverbindung z.B. אֵת הַשָּׁמַיִם וְאֵת הָאָרֶץ (Gen 1,1) |
MODK | Modalwortkombination z.B. in כִּי אִם (Gen 40,14) |
MODV | Modalwortverbindung (ˀat nicht als nota objecti!) z.B. in הַמְעַט־לָנוּ אֶת־עֲוֹן פְּעוֹר (Jos 22,17) |
NEGV | Negationsverbindung z.B. in עַם נָבָל וְלֹא חָכָם (Dtn 32,6) |
PRAEPK | Präpositionskombination z.B. in מִתַּחַת לָרָקִיעַ (Gen 1,7) |
PRONV | Pronominalverbindung |
PROV | Prohibitivverbindung (Negation lō(ˀ) plus PK(L)) z.B. in לֹא־תַעֲנֶה בְרֵעֲךָ עֵד שָׁקֶר (Ex 20,16) |
PV | Präpositionsverbindung |
VETV | Vetitivverbindung (Negation ˀal plus PK(K)) z.B. אַל־תִּירָא (Gen 15,1) |
Fußnoten
1 Vgl. zur Theorie ATS 10, insbesondere S. 9ff.; einen ersten Überblick bietet auch und „(2) Bezeichnungen der Wortverbindungen“ weiter unten.
2 In Gen 1,1PR gibt es keine Fragmentierung, deshalb der Wert 0. Vgl. aber z.B. Gen 1,7b, wo der Relativsatz bR1 den Satz in zwei Fragmente teilt:
b wa = yabdil bēn ha = maym
bR1 ʾȧšr mit = taḥt l˙ = [h]a = raqīʿ
b w˙ = bēn ha = maym ...
Entsprechend ist das erste bēn ha = maym unter Gen 1,7b.1 (2 5) abgelegt.
3 Beispiel: pȧqaḥ qōḥ פְּקַח־קוֹחַ (Jes 61,1) als (SUB (HW/1/ pȧqaḥ) (HW/2/ qōḥ)
4 Beachte den Unterschied zwischen „Kombination“ und „Verbindung“! „Konjunktionskombination“ z.B. bezeichnet das Phänomen, dass mehrere Elemente zusammen die Funktion einer Konjunktion übernehmen.