Christlich-jüdisches Gespräch - erneut in der Krise?
Dominik Burkard, Erich Garhammer (Hg.):
Christlich-jüdisches Gespräch – erneut in der Krise?
Sammelband der Würzburger Theologie beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen Katholizismus und Judentum – Auch Beitrag zur Reichpogromnacht in Unterfranken enthalten
(cet) Am 9. November jährt sich die Reichspogromnacht zum 73. Mal. Im Vorfeld dieses Jahrestages ist im Würzburger Echter-Verlag vor Kurzem der Sammelband „Christlich-jüdisches Gespräch – erneut in der Krise?“ erschienen. Ein Beitrag dieser Publikation der Würzburger Katholisch-Theologischen Fakultät bietet eine Untersuchung über die Ereignisse der Reichspogromnacht in Unterfranken; darüber hinaus wendet sich die Publikation grundlegenden Fragestellungen und aktuellen Problemen des christlich-jüdischen Dialogs zu.
Der von den Würzburger Professoren Dominik Burkard (Kirchengeschichte) und Erich Garhammer (Pastoraltheologie) in der Reihe „Würzburger Theologie“ herausgegebene Band geht auf eine Vorlesungsreihe an der Universität Würzburg im Winter 2008/2009 zurück. Diese war vor dem Hintergrund des 70. Jahrestages der Reichspogromnacht sowie der Turbulenzen, die der Vatikan 2008 mit einer neuen Fassung der Karfreitagsbitte „Für die Juden“ im außerordentlichen Ritus ausgelöst hatte, veranstaltet worden. Zusätzliche Aktualität erhielt das Thema durch die Diskussionen um das Verhältnis von Papst Pius XII. zum Judentum und die öffentliche Empörung über die Aufhebung der Exkommunikation gegen den Holocaust-Leugner Richard Williamson.
Für die Veröffentlichung wurden die Vorträge der Ringvorlesung um Beiträge von Wolfgang Frühwald, Heinz-Günther Schöttler und Erich Zenger ergänzt. So entstand ein Sammelband, der das komplexe und sensible Thema des jüdisch-christlichen Dialogs aus unterschiedlichen theologischen Perspektiven beleuchtet.
Den Auftakt bilden historische Beiträge zu Papst Pius XII. und seinem Verhältnis zum Judentum (Dominik Burkard) und zur Reichspogromnacht in Unterfranken (Wolfgang Weiß). Es folgen Studien über Saul Friedländers Werk „Das Dritte Reich und die Juden 1933–1945“ (Wolfgang Frühwald) und zum „Kulturbruch Auschwitz“ (Erich Garhammer). Drei weitere Beiträge beschäftigen sich mit einschlägigen kirchlichen Dokumenten, u.a. dem Konzilsdokument „Nostra Aetate“ (Wolfgang Klausnitzer) und dem Dokument der Päpstlichen Bibelkommission „Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift in der christlichen Bibel“ (Theodor Seidl, Franz Dünzl). Konkrete Vorschläge zu den umstrittenen Karfreitagsbitten (Erich Zenger) und Beobachtungen zum aktuellen Verhältnis zwischen Judentum und Katholizismus unter Papst Benedikt XVI. (Heinz-Günther Schöttler) runden den 317 Seiten umfassenden Band ab.
Das Verhältnis zwischen Judentum und Katholizismus gilt als belastet. Der nun vorliegende Band der Würzburger Theologischen Fakultät stellt sich dieser Herausforderung. Er reflektiert dabei nicht nur Geschichte, Themen und aktuelle Herausforderungen des christlich-jüdischen Gesprächs, sondern zeigt zugleich Wege aus der Krise auf.
Bibliographische Notiz:
Dominik Burkard / Erich Garhammer (Herausgeber), Christlich-jüdisches Gespräch – erneut in der Krise? (Würzburger Theologie, Band 5), Würzburg: Echter 2011, € 24,80.
ISBN 978-3-429-03423-8.