Sebastian Merkle (1862-1945) - Leben und Werk des Würzburger Kirchenhistorikers im Urteil seiner Zeitgenossen
Dominik Burkard:
Sebastian Merkle (1862-1945). Leben und Werk des Würzburger Kirchenhistorikers im Urteil seiner Zeitgenossen (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg 67), Würzburg 2014.
Seine Edition der Diarien zum Trienter Konzil war eine Sensation und setzte Maßstäbe. Seine unvoreingenommene Sicht auf Luther und die unbestechliche Wahrheitsliebe, mit der er heiße Eisen anpackte, trugen ihm die Feindschaft weiter Kreise ein. Seine Haltung im berüchtigten „Beyhl-Berlichingen-Prozess“ oder im Streit um die „Katholische Aufklärung“ brachte den katholischen Blätterwald zum Rauschen. Zeitlebens führte er einen Kampf gegen jene „Richtung innerhalb der Kirche, die sich mit der Kirche selbst verwechselt“, aber auch gegen alle, die den Verbleib der Theologie an den Universitäten in Frage stellten.
Sebastian Merkle (1862-1945) gilt als Nestor einer kritischen Kirchengeschichtsschreibung, die sich von apriorischen dogmatischen Vorgaben befreite. Wie sahen ihn Freund und Feind? Der Band vereinigt Erinnerungen und biographische Würdigungen, ausgewählte Rezensionen zu seinen Werken sowie eine stattliche Anzahl Porträts und photographischer Aufnahmen. Im Zentrum steht ein vom Herausgeber entdecktes und sorgfältig erschlossenes „Dossier Merkle“, das sich im Nachlass seines schwäbischen Landsmanns August Hagen (1889-1963) fand. Die Aufzeichnungen Hagens, der als Professor für Kirchenrecht Merkle zwischen 1935 und 1945 in Würzburg aus nächster Nähe erlebte, sich aber gleichwohl eine kritische Distanz bewahrte, bieten intime Informationen und überraschende Einblicke.