Staatskirche – Papstkirche – Bischofskirche
Dominik Burkard:
Staatskirche – Papstkirche – Bischofskirche. Die „Frankfurter Konferenzen“ und die Neuordnung der Kirche in Deutschland nach der Säkularisation (RQ, Suppl. 53), Rom/Freiburg/Wien 2000.
Nach der gescheiterten Kirchenfrage auf dem Wiener Kongress begannen seit 1818 am Sitz des Bundestags in Frankfurt am Main geheime Verhandlungen der minder mächtigen protestantischen Staaten des Deutschen Bundes unter Führung Württembergs, um für eine künftige Neuorganisation der seit der Säkularisation strukturell aus den Fugen geratenen katholischen Kirche in Deutschland Vorsorge zu treffen. Erarbeitet wurden in 30 Plenarsitzungen und weiteren Kommissionssitzungen bis 1822 ein umfängliches „Kirchensystem“ in 100 Paragraphen, eine „Deklaration“ für den Heiligen Stuhl sowie zwei Staatsverträge, in denen sich die Beteiligten auf gleichförmige Organisation der katholischen Kirche in ihren Staaten verpflichteten. Aus den Verhandlungen ging schließlich die „Oberrheinische Kirchenprovinz“ mit den neuen Bistümern Freiburg, Rottenburg, Limburg und den neu umschriebenen Bistümern Mainz und Fulda hervor. Der Band rekonstruiert auf der Basis breitesten Quellenmaterials Verlauf und Inhalt der Verhandlungen, analysiert die treibenden und hemmenden Kräfte sowie die Diplomatien, Ideologien und Ekklesiologien der beteiligten Parteien und Personen. Organigramme (Behördengänge der Staaten, Organisation der künftigen Generalvikariate bzw. Domkapitel, Modelle zur „Bischofswahl“) runden den stattlichen Band, dem für die Geschichte der Kirche im Deutschland des 19. Jahrhunderts Grundlagencharakter zukommt, ab.