Die Kunst Liturgie zu feiern - Kardinal Lehmann zur Liturgiereform
Einen „Rückblick auf die Liturgiereform“ bot Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz, am Samstag, 4. Dezember 2010 bei einem Vortrag im Würzburger St.-Burkardus-Haus. Anlass war der 47. Jahrestag der Veröffentlichung von „Sacrosanctum Concilium“. Mit diesem Dokument stellte das Zweite Vatikanische Konzil im Jahr 1963 die Weichen für die Erneuerung des Gottesdienstes in der katholischen Kirche.
Nach einer feierlichen Vesper in der Neumünsterkirche zusammen mit dem Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann würdigte Kardinal Lehmann vor vollbesetztem Saal die Reform als „großes Werk“. Das Zweite Vatikanische Konzil habe „die Bedeutung der Liturgie für das Leben der Kirche“ gestärkt. Der Kardinal reagierte auf Kritiker, die an „altehrwürdigen, unveränderlichen Formen“ hängen. Diese durchschauen nicht „deren geschichtliche Bedingtheit“, meinte Lehmann. Andererseits habe das Konzil auch keinen „Freibrief zum eigenen Gestalten“ ausgestellt. „Willkür und Beliebigkeit sind nicht das Ziel der Reform“, betonte der Kardinal, der während des Konzils in Rom studierte, dann als Professor die Reform theologisch begleitete und bis heute als Bischof für eine würdige Feier der Liturgie sorgt.
Liturgie zu feiern sei eine „Kunst“, betonte Kardinal Lehmann in seinem Vortrag. Es gelte, eine „Synthese zwischen Subjektivem und Objektivem“ zu schaffen. „Es ist gut, wenn im Gottesdienst unser Leben vorkommt“, so der Kardinal. Gleichzeitig müsse man bei der Liturgie „ganz und gar Jesus Christus Raum geben“.
Eingeladen hatte den Kardinal der Professor für Liturgiewissenschaft an der Universität Würzburg, Martin Stuflesser: „Zusammen mit dem Liturgiereferat des Bistums organisieren wir jedes Jahr Vorträge wichtiger Kirchenvertreter zur Liturgiereform“, erklärt der Theologe. „Besonders wichtig ist uns dabei die Verbindung mit der gefeierten Liturgie. Wir freuen uns deshalb, dass Bischof Dr. Friedhelm Hofmann mit uns die Vesper gefeiert hat.“
Im Vorfeld der Veranstaltung hatten sich junge Theologen aus dem deutschen Sprachraum zu einem Kolloquium getroffen, um über die Umsetzung der Reform zu diskutieren. Mit Fragen der Liturgiereform beschäftigen sich Nachwuchswissenschaftler an der Universität Würzburg auch im Rahmen eines Forschungsprojekts.
Martin Stuflesser und sein Team richten den Blick schon auf den 50. Jahrestag der Liturgiekonstitution im Jahr 2013. Dann ist ein großer, internationaler Kongress geplant. „Die Societas Liturgica trifft sich in Würzburg. Das ist die größte ökumenische Vereinigung von Liturgiewissenschaftlern“, berichtet Stuflesser. Theologen aus aller Welt wollen sich 2013 in Würzburg mit der Liturgiereform in ökumenischer Perspektive beschäftigen.