Intern
Katholisch-Theologische Fakultät

Workshops

 

Workshops I (Vormittag)

Dr. Riccardo Altieri

Das jüdische Miteinander fand in den Jahren der Frühen Neuzeit im sogenannten Landjudentum einen Zustand weitgehender Persistenz. Dabei waren lokale und regionale Grenzen elementar. Während sie aus religiöser Sicht bei Beisetzungsfeiern keine Rolle zu spielen brauchten, bestattete man doch nicht selten auf Friedhöfen in einem anderen Territorium, so war die Zersplitterung des unterfränkischen Herrschaftsgebietes ein Hauptgrund dafür, weshalb Jüdinnen und Juden mit dem sogenannten Leibzoll ausgebeutet wurden. Über diese und andere Grenzerfahrungen soll im Workshop informiert und diskutiert werden.

Prof. Dr. Jean-Pierre Wils

Der Workshop konzentriert sich auf die Sprache bzw. auf die Kategorien, die wir herkömmlicherweise verwenden, sobald moralische Angelegenheiten, die unsere Lebensstile betreffen, diskutiert werden. Im Mittelpunkt steht die Suche nach einem reichhaltigeren, also nach einem angemesseneren Vokabular, das eine Korrektur liebgewonnener Begriffe impliziert.

Prof. Dr. Martin Stuflesser

In Neuseeland sind katholische Kultur und Liturgie koloniale Traditionen, die – politisch gesehen – durch indigene Traditionen ersetzt werden. Zusätzlich wird die katholische Kirche durch Migration aus Südostasien und Indien neu belebt. In diesem doppelten Prozess hat die Kirche neue liturgische Praktiken, die sich mit den geerbten europäischen Traditionen vermischen. Dieser Workshop erforscht die Ränder dieser Erfahrung und die Evolution in der liturgischen Kultur und Praxis.

Oliver Ripperger

Der Wunsch nach individueller Freiheit ist groß und doch stoßen wir in unserem Leben oft an Grenzen unterschiedlichster Art. Diese Erfahrungen des Lebens finden Ihren Ausdruck auch im Medium Kurzfilm. In diesem Workshop werden wir uns mit einigen Filmbeispielen durch Sichtung und anschließendem Gespräch auseinandersetzen.

Prof. Dr. Christine Büchner

Das Mittelalter war eine Hochphase der Mystik. Texte der Mystik bewegen sich an der Grenze zwischen Gott und Welt. Indem sie die Begrenztheit endlichen Denkens und Begreifens reflektieren, transportieren sie zugleich die Möglichkeit des Überschreitens dieser Grenzen. In ihnen spiegelt sich die Sehnsucht, es könnte anders sein, als es ist; dadurch kommt ihnen ein transformatives Potential zu, das Menschen immer wieder angesprochen hat und gerade in Krisenzeiten neu relevant wird. Im Workshop lesen wir ausgewählte Texte Meister Eckharts, Mechthilds von Magdeburg und Marguerite Poretes unter diesem Blickwinkel.

Thorsten Kneuer, Dr. Eva Leven, Prof. Dr. Johannes Heger

Der Tod ist ein unausweichliches Schicksal und betrifft jede:n mittelbar und unmittelbar. Im Rahmen des Religionsunterrichts wird er – im Kontext der Auferstehungsbotschaft – im Bereich deklarativen Wissens thematisiert. Zugleich ist er aber auch als existenzielle Erfahrung im Leben von Schüler:innen greifbar – manchmal sogar als Kollektiverfahrung in der Schulfamilie. Was dies für Schulpastoral und religiöse Bildung bedeutet, wird im Workshop anzudenken sein.

 

Workshops II (Nachmittag)

Prof. Dr. Matthias Remenyi

Der Tod ist als die Grenze des Lebens auch die Grenze des Denkens. Wir wissen um unser Sterbenmüssen und haben doch keinen Begriff, keine Vorstellung vom Tod. Uns selbst als tot zu denken, ist uns nicht möglich. Was bedeutet das für unser Nachdenken über Sterben und Tod? Und was für unsere Einstellungen zu unserer Endlichkeit und zu dem Umstand, dass auch wir einmal sterben müssen? Schließlich: Helfen Religion und Glaube, das Sterbenmüssen gut zu bestehen? Sterben religiöse Menschen also leichter?

Prof. Dr. Johanna Brankaer, Dr. Sonja Ulrich

Die Passio Perpetuae, der Bericht über die Visionen und das Martyrium einer jungen Mutter zu Beginn des 3. Jahrhunderts, sprengt so viele gewohnte Grenzen (z.B. zwischen Mann und Frau, Amt und Charisma, Ehre und Schande, Leben und Tod), dass sowohl für die Märtyrerin als auch für ihre heutigen Leserinnen und Leser neue potentielle Handlungsräume entstehen. Wir lesen gemeinsam Abschnitte aus der Schrift, interpretieren sie in ihrem historischen Kontext und lassen uns inspirieren, über Grenzüberschreitungen und ihr Potential für unsere Zeit nachzudenken.

Dr. Peter Frühmorgen

Kirchliche Seelsorge begleitet Menschen an ihren Grenzen: an den Begrenzungen durch Leiden und Tod, bei einengenden Konflikten und an unendlich scheinenden Abgründen. Sie begleitet aber auch Erfahrungen überreichen Beschenktwerdens und unbegrenzter Hoffnungen. Seelsorge führt an Grenzen – und bringt Seelsorgende an ihre eigenen Grenzen. Wie die kirchliche Seelsorge mit diesen Begrenzungen umzugehen versucht, ist Thema dieses Workshops.

Jürgen Hess (Mitglieder des Würzburger Flüchtlingsrats)

Wie Geflüchtete ihre erste Zeit in ihrer neuen Umgebung und in der aufnehmenden Gesellschaft erleben, wird wesentlich von politischen Entscheidungen beeinflusst und davon, wie diese von unserer Stadt umgesetzt werden. Für geflüchtete Menschen ist Ankommen immer ein Ringen um die eigene Handlungsfähigkeit, die jedoch oftmals durch die unterschiedlichsten Hürden begrenzt wird. In diesem Workshop wird der Würzburger Flüchtlingsrat von seiner Arbeit berichten und davon, auf welche Grenzen Geflüchtete bei ihrem Ringen um gesellschaftliche Teilhabe stoßen.

Prof. Dr. Michelle Becka

Während einerseits Grenzen zwischen Konzepten wie Natur und Kultur, Mensch und nicht-menschlicher Welt immer mehr verschwimmen, mahnen zugleich die planetarischen Grenzen zu verantwortlichem – menschlichen– Handeln . Aber wie kann man von menschlicher Verantwortung sprechen, wenn die Sonderstellung des Menschen in Frage gestellt wird?