Liturgiewissenschaftler entdecken Kirchenräume in Hildesheim
01.02.2012Mit vielen neuen Eindrücken sind Doktoranden und Mitarbeiter des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft aus Hildesheim zurückgekehrt. Dort waren sie im Priesterseminar der Diözese Hildesheim zu Gast, wo sie im Rahmen des liturgiewissenschaftlichen Oberseminars ihre Dissertationsprojekte diskutierten.
Den inhaltlichen Schwerpunkt der Arbeiten, die derzeit am Lehrstuhl entstehen, bilden Fragen der liturgischen Reform. Die Doktoranden widmeten sich dem Thema nicht nur in theoretischen Diskussionen, sondern erkundeten es auch ganz praktisch: Kirchenräume unterschiedlichster Art boten viel Anschauungsmaterial. Kaplan Roland Baule, Priester des Bistums Hildesheim, arbeitet an einer Dissertation über Kirchbauten der Nachkriegszeit in seinem Heimatbistum. Eine Exkursion führte die Teilnehmer darum in einige moderne Kirchen in der Umgebung von Hildesheim. Die Kirchengebäude stehen für unterschiedliche Versuche, dem erneuerten Liturgieverständnis in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts baulich gerecht zu werden, wie Baule verdeutlichte.
Der zum UNESCO-Welterbe gehörende romanische Dom und das Dommuseum werden derzeit grundlegend saniert. Prof. Dr. Michael Brandt, Kustos des Doms und Direktor des Dommuseums, erläuterte den Seminarteilnehmern bei einer Führung durch die Baustelle das Konzept für die Umgestaltung, bei der auch den Erfordernissen der erneuerten Liturgie verstärkt Rechnung getragen werden soll.
Ein innovatives Beispiel für die Gestaltung eines liturgischen Raumes konnten die Nachwuchswissenschaftler im Priesterseminar selbst entdecken: Die kürzlich neugestaltete Seminarkirche. Was die Aufteilung und die Anordnung der liturgischen Orte wie Priestersitz, Ambo und Altar betrifft, hatte sich im Zuge der liturgischen Reformen ein gewisser Standard herausgebildet. Die Gestaltung der Seminarkirche weicht von diesem Mainstream deutlich ab, wie die Seminarteilnehmer feststellten. Sie nimmt die derzeit diskutierten Modelle des "Communio-Raums" und der "orientierten Versammlung" auf und schafft einen Gottesdienstraum, der sich besonders für kleinere Teilnehmergruppen eignet.
Die Teilnehmer des Oberseminars trafen auch mit dem Hildesheimer Bischof Norbert Trelle zusammen und feierten gemeinsam mit ihm die Messe in der historisch bedeutenden Bernwardskrypta unter der Michaeliskirche.
Den Abschluss des Oberseminars bildete ein Gespräch mit dem Regens des Priesterseminars, Dr. Christian Hennecke. Hennecke hat sich bereits in mehreren Büchern mit der Zukunft von Christentum und Kirche befasst (u.a. "Kirche die über den Jordan geht").