Boston Report
Dokumentation der Studienreise nach Boston College, USA
6.-14. März 2010
von Katharina Neijenhuis
- Samstag, 6. März 2010
Am 6. März sollte die Reise in die USA nach einigen Frühlingstagen zunächst von einem plötzlichen Wintereinbruch erschwert werden, der mit 10cm Neuschnee über Nacht zu einem Verkehrschaos auf den Straßen führte. Davon waren auch wir betroffen, die wir einen Shuttle gemietet hatten, der uns zum Flughafen in Frankfurt bringen sollte. Die gemeldeten 35km Stau auf der A3 Würzburg-Frankfurt umfahrend, erlebten wir ein halbes Abenteuer auf unserer Fahrt über die nicht geräumten Straßen des Spessart. Entgegen aller Ängste, unseren Flug zu verpassen, erreichten wir den Flughafen jedoch wie durch ein Wunder pünktlich, und sahen einem bequemen Check-In entgegen. An unserem Gate trafen wir auch auf unsere Mitreisenden aus Erfurt unter Prof. Dr. Benedikt Kranemann.
Der Flug, der mit anderthalb Stunden Verspätung schließlich startete, traf wegen der günstigen Winde dennoch pünktlich in Boston, USA ein. Dort erwartete uns strahlender Sonnenschein mit frühlingshaften 13 Grad Celsius, was auch bis Freitag so bleiben sollte. Ein Shuttle brachte uns zum Boston College, Chestnut Hill, das wir am frühen Nachmittag erreichten. Hier nahm uns Bruce Morrill, SJ in Empfang, und im Department of Theology wurden schließlich alle Teilnehmer ihren Gastgebern vorgestellt und verbrachten mit ihnen individuell den restlichen Samstagabend.
- Sonntag, 7. März 2010
Nach der ersten Nacht in Boston traf sich unsere Gruppe aus Erfurter und Würzburger Liturgiewissenschaftlern wieder in Boston College, Middle Campus, am jesuitischen Hauptgebäude St. Mary's. Mit der U-Bahn (in Boston genannt "T") fuhren wir in die Stadt, um dort - nach einem kurzen Halt an einem der ältesten Friedhöfe Bostons (zur Park Street Church zugehörig) mitten in der Stadt - an dem Gottesdienst der Gemeinde Tremont Temple Baptist Church teilzunehmen, der uns einen interessanten Eindruck geben sollte in die evangelikale Spiritualität Amerikas. Sehr interessant, besonders für uns als Gruppe von Liturgiewissenschaftlern, war auch die hier gefeierte Abendmahlsliturgie, die einmal im Monat in dieser Gemeinde stattfindet.
Anschließend folgten wir dem berühmten Freedom Trail, der Besucher durch die Stadt entlang an den historischen Sehenswürdigkeiten führt. Eine große Rolle spielt hier natürlich vor allem Bostons Anteil an den Freiheitskämpfen Amerikas im 18. Jahrhundert. Besonders sehenswert war daneben auch das Holocaust Memorial, das unserer Meinung nach sehr gut gestaltet ist. Schließlich endete unser Rundgang im North End, dem sogenannten Little Italy, in dem sich kleine italienische Läden und Restaurants aneinander reihen. Nach einem Mittagessen verstreuten wir uns über die Stadt und trafen uns am späten Nachmittag wieder zu einem Abendgottesdienst in der Gemeinde St. Ignatius of Loyola, die am Campus des Boston College liegt und von Studenten gerne besucht wird. So erlebten wir eine junge Gemeinde, darunter zwei junge Taufbewerber, die in der Fastenzeit ihre besondere Vorbereitungszeit erleben. So konnten wir beiwohnen, wie die zwei Bewerber sich auf dem Mittelgang der Kirche zu Boden legten und die Gemeinde für sie Fürbitte hielt. Sie erhielten die Skrutinien, die Stärkungsriten auf ihrem Weg zur Taufe.
Nach der Messe lud uns Rev. Bob Vereeck, SJ in seine Kommunität zum Dinner ein. Hier gab es Gelegenheit zum Austausch unter Studenten und Professoren, vor allem über Ähnlichkeiten und Unterschiede der Situation für die Kirche bzw. der Kirche selbst in Amerika und Deutschland.
- Montag, 8. März 2010
Am Morgen war zunächst eine Tour über den Campus von Boston College geplant. Nach einer kurzen Runde, bei der wir Bruce Morrill und der Dekanin des Department of Theology unsere theologischen Arbeiten vorstellten, führte uns Bruce Morrill vom Department aus zur alten und neuen Bibliothek des Campus, wobei uns besonders die alte Bibliothek sehr beeindruckte. Als Teil der vielen Bauten rund um St. Mary's im gothischen Stil bietet sie in ihrem Inneren einen großen Lesesaal mit hohen Buntglasfenstern und schweren Holztischen. Man glaubt sich fast in Hogwarts zu sein, oder wenigstens in "Good old Britain", nach dessen Vorbild die gothischen Universitätsgebäude noch heute errichtet werden.
Nach einem großzügigen Lunch in der Professorenmensa und einer kurzen Unterhaltung mit dem Bibliothekar der neuen Bibliothek (Thomas O'Neill Jr. Library), besuchte ein Teil der Gruppe eine Ausstellung zu religiösen Devotionalien und anderen Gegenständen zwischen 1925 und 1975, deren Sammlung in Boston College zu finden ist.
Am Nachmittag begann die erste Sitzung unserer Konferenz "Liturgy, Power and Public Life" mit dem Eröffnungsvortrag "Holy Communion as Public Act: Ethics and Liturgical Participation" von Bruce Morrill, SJ über die Verbindung von Liturgie und ethischer Bildung bzw. Handlung. Es respondierten James Keenan, SJ, Professor für Ethik am Boston College, und Martin Stuflesser, Professor für Liturgiewissenschaft an der Universität Würzburg. Es schloss sich eine Diskussion über den Sinn der Exkommunikation als Kirchenstrafe und Einladung zur persönlichen Umkehr an - einer der derzeitigen Streitpunkte in der amerikanischen Kirche im Zug der Abtreibungsdebatte. Nach einem Dinner, möglich durch das großzügige Sponsoring unserer Tagung durch das Jesuit Institute, schloss sich ein weiterer Vortrag an. Es referierte David Turnbloom (Graduate Student, Boston College) mit dem Thema "The Eucharist as Rehabituation", in dem er seine Ansicht darlegte, dass Eucharistie als Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens und der Kirche ethisches Handeln durch die ständige Teilnahme an der Feier ausbilde. Gleichzeitig stellte er dieses ethische Handeln in den Kontext von Leib Christi und sozialer Ungerechtigkeit, die wir vor allem und besonders drastisch im Vergleich der Dritten Welt mit unserem westlichen Lebensumfeld begreifen können. Nach dem Response von Lisa Martin (Universität Würzburg) und der anschließenden Diskussion beschlossen wir den ersten Konferenztag, um die Diskussion über Liturgie und Ethik am Dienstag fortzusetzen.
- Dienstag, 9. März 2010
Am Dienstag fand der zweite Teil der Konferenz "Liturgie und Ethik" im Heights Room des Boston College statt. Zunächst hielt Theresa Pabst aus Erfurt ihren Vortrag über "Liturgy in Context of Migration", indem sie die liturgischen Entwicklungen und Anpassungen vorstellte, die bei Einwanderern aus Osteuropa nach Mitteldeutschland zu beobachten waren. Anschließend referierte Matthew Kruger über "The Absence of Experience: Ethical Formation in the Liturgy". Am Nachmittag folgte der Vortrag von Teva Regule vom Boston College, "Christian Formation in the Mystoagogical Catecheses of Cyrill", der den diskussionsreichen und sehr von interkulturellem Austausch geprägten zweiten Teil der Konferenz beschloss.
Um einen Einblick in den gewöhnlichen Universitätsbetrieb des Colleges zu erhalten, lud uns Bruce Morrill ein, einem Kurs für seine Undergraduate-Studenten beizuwohnen. Neben den aufschlussreichen Eindrücken über die Form und Art, Wissen zu vermitteln, waren wir sehr beeindruckt, dass hier Studenten anderer Fächer Theologie besuchen müssen, oder es als Wahlfach freiwillig belegen, wie in diesem Fall.
Anschließend lud das Theology Department des Boston College zu einem Stehempfang ein, wo sich Professoren und Studenten der verschiedenen Institute näherkommen und kennenlernen konnten. Besonders wurde auch der große Verdienst der Dekanin Catherine Cornille sowie der Professoren Bruce Morrill, SJ und Martin Stuflesser gewürdigt, die die Partnerschaft zwischen den theologischen Fakultäten von Boston College und der Universität Würzburg mit sehr viel Initiative und Anstrengung schließlich verwirklicht haben.
Nach diesem langen Tag luden Prof. Stuflesser und Prof. Kranemann ihre Studenten zu einem Abendessen im "Fireplace" ein, einem sehr exquisiten Restaurant der Küche aus New England. Hier konnten wir uns - seit langem zum ersten Mal wieder nur als deutsche Gruppe untereinander - über das bisher Erlebte, die Eindrücke der amerikanischen Universitätskultur und die Ergebnisse der ersten Konferenz am Boston College austauschen.
- Mittwoch, 10. März 2010
Der Mittwoch als Halbzeit unseres Aufenthalts in den USA stand für kulturelles Programm und Shopping in Boston Downtown zur Verfügung. Am Vormittag besuchten wir somit das berühmte Harvard, das in Cambridge liegt - durch den Charlestown River von Boston getrennt. Überrascht von den Häusern aus Ziegelstein, die neben den neugothischen Bauten des Boston College beinahe klein und unbedeutend wirkten, stellte sich auch der Campus als überschaubar dar. Wir nahmen an einer Rundführung teil, und ließen am Schluss - wie jede Touristengruppe - von uns ein Gruppenfoto vor der Statue des Namensgebers John Harvard machen.
Cambridge stellte sich als ein sehr gemütliches Städtchen dar, mit netten kleinen Läden. Besonders hervorzuheben ist hier der bekannte "Harvard Book Store", der eine nette Auswahl an wissenschaftlichen Büchern bietet, vor allem aber das Flair eines alten Buchladens durch seine Holzregale bis unter die Zimmerdecke. Ein Teil von uns, der bereits am frühen Vormittag in Cambridge war, hatte sogar das Vergnügen, hier durch Zufall und unter großem Polzei- und Security-Aufwand den britischen Außenminister zu treffen.
Den Nachmittag verbrachten wir nach unserem Vergnügen, die meisten mit einer eigenen Tour durch die Stadt, vor allem am Hafen entlang mit Blick auf das Meer und die vielen Flugzeuge, die am Logan Airport - direkt am Wasser - beinahe minütlich landen. Während einige von ihrer Jesuitenkommunität, wo sie untergebracht sind, zum Dinner eingeladen wurden, besuchten andere die Symphony Hall, um sich in der Open Rehearsel (d.h. die Generalprobe, bei der Besucher zugelassen werden) das berühmte und sehr, sehr gute Boston Symphony Orchestra mit Stücken von dem spanischen Komponisten Albéniz und den Russen Prokofiev und Rimsky-Korsakov anzuhören. Vor allem der Gastauftritt Hilary Hahns, der berühmten Violinistin, war durch ihr virtuoses Spiel sehr beeindruckend.
- Donnerstag, 11. März 2010
Am Donnerstag begann unsere zweite Konferenz am Boston College, die den Fokus weniger auf die ethischen Implikationen der Liturgie legte, sondern sich vor allem mit unserem DFG-Projektthema auseinandersetze, nämlich mit der Interpretation des Zweiten Vatikanischen Konzils in Bezug auf die Liturgiereform. So hatten wir eine Serie von Vorträgen am Donnerstag und Freitag unter dem Generalthema "Continuity and Discontinuity: Vatican II".
Zunächst war der eigentlichen Konferenz vorgelagert eine Sitzung am Donnerstagvormittag. Hier hielt Annika Bender (Erfurt) ihren Vortrag "Postconciliar Sunday Theology in Contemporary Society", in dem sie vor allem die Themensonntage mit der Motivation zu diesen, ihren Erfolg und ihren Anteil an einer allgemeinen Theologie zum Sonntag beleuchtete (Respondent: Thomas Burke, Boston College). Es schloss sich Stephanie Budwey (Boston University) an und referierte zum Thema der Diskussion über Homosexuelle, Bisexuelle und Transgender in der Kirche: "Grace-filled Disruptions: LGBT (Lesbian, Bisexual, Gay, Transgendered) Inclusion in Liturgy and Life", woraufhin - nach dem Response von Kevin Ahern (Boston College) - sich eine sehr angeregte Diskussion anschloss.
Nach einer langen Mittagspause, in der wir wohl vor allem die lang ersehnten Postkarten schrieben, E-Mails beantworteten oder unsere Vorträge für die kommende Konferenz zur Vorbereitung noch einmal durchsahen, wurde die Konferenz am Nachmittag im Heights Room des Boston College eröffnet.
Den Anfangs- und Hauptvortrag hielt John Baldovin, SJ - einer der großen und vielgelesenen Liturgiewissenschaftler des heutigen Amerikas. Er führte uns direkt in den Mittelpunkt der heutigen Liturgiereform-Diskussion, die bishin zu Papst Benedikt XVI. viele Menschen und Meinungen über die letzten Jahre hin involviert hat. Mit zwei Brennpunkten, dem Ort des Altars und der Priesterordination in ihrer Bedeutung für die Zelebration, legte er sein Thema "Icons and Idols: The Current State of Liturgical Reform" dar. Besonders nachhaltig war hier seine Kritik, dass Liturgie selbst als Gegenstand nicht zu verehren sei, sondern vielmehr Liturgie das ist, wodurch auf den eigentlichen Verehrungsgegenstand zu sehen sei, nämlich Gott. Die Arbeit Baldovins würdigend, respondierte Prof. Benedikt Kranemann auf den Vortrag.
Nach diesem Einstieg fand man sich zu einem üppigen Dinner im Nebenraum des Heights Room ein und fand hier Möglichkeit zum eingehenden Austausch über die Liturgiereform, vor allem auch mit Zeitzeugen wie Robert Daly, SJ, der selbst kurz vor dem Konzil zum Priester geweiht, die Entwicklungen nach dem Konzil aus eigener Erfahrung seinen interessierten Hörern darstellen konnte.
Am Abend schlossen sich zwei Vorträge an, die von zwei Würzburger Liturgiewissenschaftlern gehalten wurden: Zunächst Benjamin Leven über "Pro iudaeis: On Liturgical Change", der dem Fürbittgebet für die Juden am Karfreitag in seiner Entwicklung in Gebetsform und implizierter Theologie nachging und hier interessante Veränderungen feststellen konnte. Darauf respondierte Audrey Doetzel vom Zentrum für Christlich-Jüdisches Lernen am Boston College, die besonders noch einmal die Geschichte der Juden in Europa als Nachbarn zu Christen darstellte. Der letzte Beitrag des Tages kam von Simon Schrott, der seine Diplomarbeit zum Thema "Continuity Justifying Discontinuity" präsentierte. Hierin sprach er sich für eine neue Hermeneutik aus, die ihre Kriterien aus dem Text des Konzils selbst, nämlich aus Sacrosanctum Concilium, gewinnt, anstatt mit vorgeformten Urteilen an die Liturgiereform heranzutreten. Damit schloss er sich thematisch sehr eng an John Baldovin, SJ an und erntete Zustimmung unter den Teilnehmern der Konferenz (Respondent: Nathaniel Samuel, Boston College School of Theology and Ministry).
- Freitag, 12. März 2010
Am frühen Morgen statteten die Damen der Würzburger Gruppe den Professoren in ihrer Unterkunft in St. Mary's - der zentralen Jesuitenkommunität mit Gästehaus auf dem Campus, die in einem der neugothischen und sehr beeindruckenden Gebäude untergebracht ist - einen Besuch ab und schlossen sich dem einladenden Frühstücksbuffet an. Wir verließen St. Mary's sehr beeindruckt von der exquisiten und prunkvollen Einrichtung des Hauses.
Es folgte der zweite offizielle Teil der Konferenz zum Thema Liturgiereform. Am Vormittag hielten die Professoren aus Deutschland, Martin Stuflesser (Würzburg) und Benedikt Kranemann (Erfurt) ihre Vorträge: Zunächst Prof. Stuflesser über "Actuosa participatio as right and duty of every Christian", in dem er einen seiner Forschungsschwerpunkte darlegte, nämlich die grundlegende Bedeutung der Taufe für den Vollzug christlichen Lebens (Respondent: Lisa Cahill, Professorin für Moraltheologie am Boston College). Daran schloss sich Prof. Kranemann an und referierte über "Reform through Liturgy, Reform in Liturgy", wobei er die Reform der Liturgie in den Kontext einer Reform der ganzen Kirche stellte. Es respondierte Mrs. Karen Westerfield Tucker, Professorin an der Boston University und derzeitige Präsidentin der Societas Liturgica.
Nach dem Lunch schlossen sich weitere Vorträge der Studenten an: Timothy O'Malley (Boston College) mit dem Thema "The Kerygmatic Function of Liturgical Prayer" über die Frage eines historisch-kontextuellen Interpretationsansatzes für die Liturgiereform und einer vor- oder nachher zu vollziehenden liturgischen Bildung der Gläubigen bzw. die Fähigkeit der Liturgie selbst, Bildung zu vermitteln (Respondent: Katharina Neijenhuis, Würzburg). Es folgte ein Vortrag über "The Sacrament of Reconciliation After Vatican II" von Martin Riß (Würzburg), in dem er die drei verschiedenen Feierformen des Ordo Paenitentiae und deren Anwendung in den deutschsprachigen Diözesen darstelle und für eine verstärkte Anwendung der Form B plädierte (Respondent: John Edwards, Boston College). Als letzter Vortrag dieser Konferenz und der gesamten Konferenzwoche trug Marion Dürr (Erfurt) ihre Präsentation über "Sunday Services without Priest: New German Book" vor, in der sie sich mit der allgemeinen Situation des Priestermangels auseinandersetzte und speziell mit der anstelle der Messe eingeführten Wort-Gottes-Feier mit den einhergehenden Problemen in Bezug auf die Kommunionspendung.
Damit wurde die Konferenz "Liturgie, Ethik und die Interpretation des Zweiten Vatikanischen Konzils" beschlossen, mit herzlichem Dank an die beiden Organisatoren Bruce Morrill, SJ und Martin Stuflesser, sowie an das Jesuit Institute für das gesponserte Catering und an alle Vortragenden und Teilnehmer.
Um den Abschluss der arbeitsintensiven und erfolgreichen Woche zu krönen, versammelten wir uns schließlich im Prudential Center, um an der im 52. Stock des Hochhauses gelegenen Bar einen Drink einzunehmen - mit atemberaubendem Blick auf Boston und die angrenzenden Vororte, auf den Hafen und das Meer.
- Samstag, 13. März 2010
Am Vormittag - oder besser gesagt nach zweistündiger Odyssée dank der "ständig" fahrenden öffentlichen Verkehrsmittel Bostons bzw. des Boston Colleges - besuchten wir die am Meer im Süden Bostons gelegene JFK-Library. John F. Kennedy (1917-1963, 35. Präsident der USA) wurde in der Nähe Bostons geboren und somit lag es nahe, die Bibliothek zum Gedenken des Präsidenten in Boston zu bauen. Architektonisch vor allem durch einen großen Glaskubus auffallend, betritt man beim Besuch eigentlich das Museum. Mit viel Filmmaterial stellt es sich recht modern dar und erhält das Andenken an den vielleicht beliebtesten amerikanischen Präsidenten und seine Frau Jackie.
Der Nachmittag stand uns zur freien Verfügung zu einem letzten Shopping in der Stadt, wobei man sich wegen des den ganzen Tag anhaltenden Regens vor allem in die Shopping Malls rund um das Prudential Center oder andere Gebäude verkroch.
Am Abend trafen wir uns in der Episcopal Church in Cambridge zum Evensong, wohin uns Stephanie Budwey - eine Konferenzteilnehmerin, die dort als Kirchenmusikerin arbeitet - eingeladen hatte. Ihr Chor sang mit großer Freude ihren eigenen Evensong, aber auch ein Geistliches Lied von Johannes Brahms. Die Gemeinde war sehr offen und herzlich. Anschließend gingen wir zum John Harvard's, einem sehr urigen Bierkeller, wo es landestypisch zum Abendessen eigengebrautes Bier und amerikanische Burger gab, die sehr gut waren und vor allem wenig Ähnlichkeit mit dem hatten, was man in Deutschland unter einem klassischen Burger versteht. Mit dieser Einkehr im John Harvard ging unser letzter Abend, zu dem wir auch unsere Gastgeber eingeladen hatten, zu Ende.
- Sonntag, 15. März 2010 (Montag, 16. März 2010)
Nach einem Tag andauernder sintflutartiger Regenfälle und durchnässter Klamotten hat es auch am Sonntag nicht aufgehört zu regnen. Vielmehr fließt das Wasser über die Straßen, die Pfützen sind zentimeter-tief, und trockene Füße hatten wir schon lange nicht mehr. Dabei ist Boston und ganz Massachusetts über Nacht noch recht verschont geblieben von den Wassermassen, die etwas weiter südlich an der Ostküste über die letzten Stunden herunterkamen. Wegen des Sturmes wurden die Flüge vom JFK Airport in New York mittlerweile über Boston umgeleitet. Tatsächlich sind wir mit unserem Kontinentalklima kaum bis gar nicht an solche Regenfälle gewöhnt.
Wir besuchten am Vormittag den Sonntagsgottesdienst an Laetare in der Jesuitenkirche St. Ignatius am Boston College-Campus mit Rev. John Loftus, SJ als Zelebrant und einer passenden Predigt des Diakons über das Sakrament der Buße. Dann hatten wir noch einige Stunden Zeit, die wir nach unserem Geschmack im Department of Theology oder in einer der Bibliotheken oder Mensen am Campus verbringen konnten, bevor es losging zum Flughafen.
Glücklicherweise sollte unser Flug pünktlich abfliegen. Nach dem Check-In konnten wir noch gute zweieinhalb Stunden am Gate bei einem letzten Starbucks-Coffee genießen und einen Abstecher in die Duty-free Läden machen. Schließlich saßen wir im Flugzeug. Zwar verzögerte sich der Abflug, weil auf eine günstige Windflaute gewartet wurde, aber schließlich waren wir nach einem guten Start in der Luft und sahen einem kurzen Schlaf entgegen. Als wir dann das europäische Festland erreichten, konnten wir wegen der herrlichen Klarheit aus 11000m Höhe die Lichter Hollands sehen - und schon 45min später flogen wir über Frankfurt dem Sonnenaufgang entgegen und setzten mit einer Stunde Verspätung schließlich samtweich auf der Landebahn am Frankfurter Flughafen auf.
Mit dem ICE ging es die letzten Kilometer nach Würzburg, wo wir uns voneinander verabschiedeten - mit dem Fazit, dass die vergangenen zehn Tage sehr erfolgreich gewesen waren.
Fotos von Martin Riß und Katharina Neijenhuis.